Digitale Transformation: Beispiel Versicherungsbranche

Im März 2024 meldete eine Versicherungsgesellschaft, dass sie ihre Abteilung zur ‘Geschäftsentwicklung’ aufgelöst hat. Was das mit der digitalen Transformation zu tun hat beschreiben wir in diesem Artikel.

Schauen wir uns zunächst kurz an, welche Aufgaben Abteilungen zur Geschäftsentwicklung haben, welchen Mehrwert sie generieren und wo sie in der Regel anzutreffen sind. Grössere Unternehmen mit traditionellen Geschäftsmodellen haben in der Regel Abteilungen zur Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen. Sie entwickeln fortlaufend neue Produkte oder Dienstleistungen und bringen sie auf den Markt. Das ist erforderlich, um u.a. den Cashflow von Produkten, welche sich am Ende ihres Lebenszyklus befinden, zu ersetzen. Die Markteinführung erfolgt in der Regel nach dem Push-Prinzip. Dieser Ansatz birgt das Risiko in sich, dass die Investition in das neue Produkt keinen Erfolg nach sich zieht, da sich die Anforderungen der Kunden an das Produkt vom Zeitpunkt deren Entwicklung bis zur Markteinführung bereits wieder verändert haben.

Was hat die digitale Transformation damit zu tun ? Sehr viel, da sie traditionelle Unternehmen grundlegend verändert. Themen wie Geschäftsmodelle, Organisation, Kundenzentrierung und Betrieb stehen dabei im Fokus. Mit IT oder Digitalisierung sollte die digitale Transformation aber nicht verwechselt werden.

Wie bringen Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen, welche sich in die digitale Transformation gegeben haben, neue Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt ?

Sie folgen grundsätzlich dem Pull-Prinzip. Das bedeutet, dass sie die Bedürfnisse ihrer (zukünftigen) Kunden stets kennen. Auf dieser Basis entwickeln sie Produkte und Dienstleistungen, welche die Bedürfnisse jedes Kunden maximal adressieren. Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen wissen im besten Fall, was jeder einzelne Kunde möchte. Auf dieser Basis kann das Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen Produkte spezifisch seinen Kunden präsentieren. Unternehmen benötigen für die Markteinführung nur ein minimales Budget. Auch das Risiko, Ihr Investment zu verlieren, wird minimiert. Sie entwickeln Produkte und Dienstleistungen genauso, wie sie ihre (zukünftigen) Kunden möchten.

Die Entwicklung erfolgt dabei durch interdisziplinäre Teams, welche u.a. mit dem Produktverantwortlichen Ihre Produkte und Dienstleistungen ständig weiterentwickeln, so dass sie die Kundenbedürfnisse immer besser treffen bzw. ihnen folgen. Grundlage dafür bilden die Daten, welche das Unternehmen durch Produktnutzung, Kundenverhalten etc. sammeln. Die stetig einfliessenden Daten und Erkenntnisse dienen der stetigen Weiterentwicklung der Produkte und Dienstleistungen. Sie erlauben dem Unternehmen eine schnelle und direkte Reaktion auf veränderte Anforderungen des Marktes.

Zusammenfassend kann bis hierhin festgehalten werden, dass die Produkt- und Dienstleistungsentwicklung von Unternehmen mit traditionellen Geschäftsmodellen und Kulturen oft zentral erfolgt und einem höheren Risiko des Misserfolges verschrieben ist. Unternehmen, welche die digitale Transformation anwenden, entwickeln ihre Produkte und Dienstleistungen fortlaufend und basierend auf Erkenntnissen, welche sie ständig aus den Daten ihrer Produktnutzung oder Kundeninteraktionen ziehen können. Kundenbedürfnisse können von Produkten und Dienstleistungen auf Basis digitaler Geschäftsmodelle deutlich besser adressiert werden, was diesen Unternehmen klare Wettbewerbsvorteile verschafft.

Die Versicherungsgesellschaft, welche die eingangs beschriebene Meldung publiziert hatte, richtet seit einiger Zeit ihre Geschäftsmodelle digital aus und erweitert sie. Sie entwickelt neue Produkte basierend auf den Erkenntnissen, welche sie aus ihrem fortlaufend wachsenden Datenbestand ziehen kann. Unsere Versicherungsgesellschaft scheint somit die digitale Transformation erfolgreich auf organisatorischer, betrieblicher-, kultureller- und geschäftsmodell-Ebene implementiert zu haben. Produkte und Dienstleistungen entwickelt und erweitert sie fortlaufend dezentral, dort wo sie auch organisatorisch im Unternehmen verortet sind. Damit adressiert sie die Bedürfnisse ihrer (zukünftigen) Kunden deutlich besser als Unternehmen mit klassischen Geschäftsmodellen.

Dieser Ansatz der digitalen Transformation generiert einen deutlichen Wettbewerbsvorteil, grösseren Mehrwert durch eine gezieltere und schnellere Adressierung der Kundenbedürfnisse und eine deutlich kürzere time to market.

Die zentrale Abteilung ‘Geschäftsentwicklung’ konnte wahrscheinlich die digitale Transformation im Unternehmen einführen. Danach ist sie aber hinsichtlich der Produkt- und Dienstleistungsentwicklung überflüssig geworden.